Immer weniger Schülerinnen und Schüler entscheiden sich für eine berufliche Ausbildung. In vielen Branchen fehlt es bereits an ausgebildeten Fachkräften. Die derzeitige Planstellenvergabe an den Berufsschulen verstärkt diesen Trend noch. Für die Norderstedter Landtagsabgeordnete Katrin Fedrowitz ist das ein hausgemachtes Problem der Landesregierung.
Immer mehr junge Menschen streben statt einer Ausbildung ein Studium an. Für Berufsschulen, deren Personalzuweisung von der Schülerzahl und nicht von den tatsächlich benötigten Lehrkräften abhängig ist, wird es immer schwieriger, ein breites Ausbildungsangebot bereitzustellen. Weniger Schüler bedeutet weniger Lehrerstellen, weniger Lehrkräfte bedeutet, dass Ausbildungsgänge geschlossen werden müssen, Die Azubis müssen dann längere Anfahrtswege zur nächsten Berufsschule in Kauf nehmen. So wird es immer schwieriger, junge Leute für eine Ausbildung in der jeweiligen Branche zu motivieren. Ein Teufelskreis.
„Es darf nicht sein, dass Auszubildende trotz vorhandener Berufsschule von Norderstedt nach Bad Segeberg fahren müssen, weil der entsprechende Ausbildungsgang in Norderstedt fehlt oder nicht mehr verlässlich jedes Jahr angeboten werden kann. Vor allem für junge Menschen ohne Führerschein oder eigenes Auto ist dies nicht zumutbar“, bemängelt Fedrowitz. Davon betroffen seien auch handwerkliche Ausbildungsberufe, an denen weiterhin ein großer Bedarf bestehe.
Im Landtag fordert die SPD-Fraktion ein Moratorium für die Planstellenvergabe. Damit soll verhindert werden, dass Lehrstellen wegen geringer Schülerzahlen gestrichen werden. „Bis wir eine flächendeckende Grundversorgung aller Ausbildungsberufe sicherstellen können, dürfen wir von den Berufsschulen keine Lehrkräfte abziehen oder Ausbildungsgänge auslaufen lassen.“, fordert Katrin Fedrowitz.
Für die SPD-Landtagsfraktion hat die berufliche Bildung einen hohen Stellenwert. „Im Bereich der Erziehendenausbildung haben wir bereits 2019 zur Änderung des Kitagesetzes bessere Ausbildungsbedingungen und die Einführung einer Ausbildungsvergütung beantragt. Die Jamaika-Koalition hat dies abgelehnt“, führt Katrin Fedrowitz als Beispiel an. Derzeitig bekommen angehende Sozialpädagogische Assistentinnen und Assistenten sowie Erziehende diese nur im Laufe der Praxisintegrierten Ausbildung, kurz PiA. Diese findet aber ausschließlich in Trägerschaft der Städte und Gemeinden statt. Für die notwendige Einrichtung einer Erzieherschule bedarf es der Genehmigung des Landes.
PiA wird in Norderstedt zwar am Berufsbildungszentrum angeboten, allerdings in viel zu geringem Umfang. Hinzu kommt die fehlende Attraktivität des Lehrberufes. „In Schleswig-Holstein verdienen Erzieherinnen und Erzieher weniger als in Hamburg, haben aber vor allem in der Metropolregion Hamburg ähnlich hohe Ausgaben. Von der beruflichen Belastung ganz zu schweigen“, sagt Landtagsabgeordnete Katrin Fedrowitz. Für sie sind die Anhebung der Bezahlung und die Schaffung weiterer Ausbildungsangebote wichtige Bausteine zur Lösung des Problems.